Wasserkreislauf

Wasser befindet sich in einem ständigen Kreislauf. Es fließt von den Flüssen ins Meer, verdunstet dort und regnet sich dann wieder über dem Land ab, von wo es in die Flüsse gelangt. Weil das Wasser dabei vielfach genutzt wird, sollte es so sauber wie möglich bleiben, um Tiere, Pflanzen und ihre Lebensräume nicht zu belasten.

Der Kreislauf des Wassers | Graphik: Christiane John

Woher kommt das Wasser in den Flüssen und Meeren?

Wasser fällt als Regen, Schnee oder Hagel auf unsere Erde. Anschließend versickert es teilweise in der Erde, wo es das Grundwasser bildet oder von den Wurzeln der Pflanzen für ihr Wachstum aufgenommen wird. In kalten Höhenlagen sammelt es sich in Form von Schnee und Eis auf Bergen, wo es die Gletscher bildet.

Ein großer Teil des Regenwassers sowie Anteile des Sickerwassers fließen in die Oberflächengewässer ab. Die Flüsse bündeln das Wasser, das nicht im Boden gehalten werden kann. Flussabwärts vereinigen sich immer mehr Gewässer zu einem immer breiter werdenden Strom. An der Mündung fließt das Wasser in die Meere und Ozeane, die etwa zwei Drittel unserer Erdoberfläche ausmachen.

Im Meer angekommen sorgt die Sonneneinstrahlung dafür, dass sich das Wasser an der Oberfläche erwärmt und schließlich verdunstet – in den Weltmeeren sind es etwa 500 000 Billionen Liter im Jahr. Das verdunstete Wasser steigt auf und kühlt dabei ab. Es kondensiert in den kühleren oberen Luftschichten zu Wolken, kleinen Wassertröpfchen, die vom Wind transportiert werden. Treffen die Dampfwolken auf dem Festland auf ein Hindernis, wie Berge, steigen sie weiter auf, wobei sich die umgebende Luft abkühlt und das Wasser als Regentropfen ausfällt. Wenn es ausreichend kalt ist, fällt das Wasser in Form von Schnee oder Hagel. Flüsse und Meere erhalten ihr Wasser also aus dem Regen der Wolken und füllen diese wieder auf, wenn ihr Wasser verdunstet.

Wandernde Fische ziehen flussaufwärtsWanderfische | Foto: 123rf

Wer und was reist mit dem Wasser?

Biologische Vielfalt

Die Wasserstraßen zwischen Fluss und Meer werden von vielen Organismen für ihre Reise benutzt: Manche Wasserbewohner lassen sich dabei passiv von der Strömung tragen, wie etwa tierisches oder pflanzliches Plankton oder Tiere ohne aktive Schwimmbewegung. Wenn das Flusswasser die Küste erreicht, werden diese Organismen in das Meer gespült. Andere Tiere, wie Fische, können die Wasserstraßen dank ihrer Flossen in alle Richtungen abwandern. Die Verbindung zwischen Meer und Fluss stellt die Voraussetzung für das Überleben der Wanderfische dar, die diese entfernten Lebensräume nutzen. Es ist Fischen sogar möglich, entgegen der Flussströmung zu schwimmen, da ihr stromlinienförmiger Körperbau nur einen geringen Strömungswiderstand darstellt. Dennoch kostet sie diese Wanderung mehr Energie als die flussabwärtsgewandte Reise.

Wassermassen waschen Sedimente und Schwebstoffe ausErosion | Foto: Pixabay

Sedimente und Schwebstoffe

Weil das Wasser auf seinem Weg flussabwärts eine enorme Kraft entwickelt, werden auch Geröll und feinere Gesteine, Sand und Schwebstoffe vom Ufer und Grund des Flussbettes mitgenommen. Die Abtragung der Materialien ist aber nicht über den gesamten Flussverlauf gleichmäßig: Vielmehr wird das Sediment an Stellen hoher Strömungsintensität abgetragen und an langsam fließenden Stellen wieder abgelagert. Der Fluss formt so die ihn umgebende Landschaft. Er bildet Inseln und fächert an manchen Stellen seinen Lauf auf, an anderen Stellen fließt er in einer Vielzahl von Windungen durch die Landschaft. Im Mündungsbereich des Flusses sammeln sich die Sedimente, da hier die Strömungskraft nachlässt.

angespülte Abfälle und Plastikmüll am StrandAbfälle am Strand | Foto: 123rf

Nährstoffe und Abfälle

Flüsse sind Senken der Landschaft. Das bedeutet, dass Stoffe aus der Landschaft oder anderen Wasserquellen sich in ihnen sammeln. Zu dieser Fracht gehören auch Dünge- oder Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft sowie Abfälle aus der Industrie. Diese Substanzen werden mit dem Flusswasser ins Meer geschwemmt. Dabei schaden sie nicht nur den Fluss- sondern auch den Meeresbewohnern. Im Küstenbereich ist das Meereswasser daher nährstoffreicher, während die Nährstoffkonzentration auf der offenen See abnimmt.

Kann ein Kreislauf durcheinander geraten?

Das Wasser durchfließt seinen Kreislauf, versorgt Tiere und Pflanzen und ändert dabei ständig seine Formen: mal strömt es in einem wilden Fluss, mal rauscht es im Meer, schwebt mal gasförmig in der Luft, oder liegt als Schnee auf den Bergspitzen, ist mal süß und mal salzig. Aber wie wird verhindert, dass ein Regentropfen salzig schmeckt und das Meereswasser durch das Flusswasser süß wird? Was passiert, wenn das Wasser an einer Stelle des Kreislaufs plötzlich fehlt oder anders beschaffen ist?

Solange der Kreislauf des Wassers ungehindert fortläuft, reguliert die Natur, dass das Wasser die Formen beibehält, die wir kennen und an die wir uns angepasst haben. Die Verdunstung an der Meeresoberfläche sorgt zum Beispiel dafür, dass Wassertropfen aufsteigen, während das Salz im Meer zurück gelassen wird. So formt sich der lebenswichtige Regen, der unsere Trinkwasservorräte auffüllt und gleichzeitig bleibt der salzhaltige Lebensraum der Meeresbewohner erhalten. Damit der Salzgehalt der Meere aber nicht zunehmend steigt, muss salzarmes Wasser nachgeführt werden. Diese Funktion übernehmen die Flüsse, ohne die die Meere zu wasserarmen Salzreservoiren würden.

Menschliche Eingriffe haben jedoch dazu beigetragen, dass der Wasserkreislauf bereits mancherorts aus dem Gleichgewicht gebracht wurde: In Kasachstan kann man heute beispielsweise beobachten, wie der Aralsee verschwindet: Er galt bis 1960 als der viertgrößte Binnensee der Erde. Seither wird das Wasser seiner Zuflüsse zur Bewässerung riesiger Baumwollplantagen entnommen. Auch die Veränderung der Gewässerstrukturen stört den Wasserhaushalt der Ökosysteme. Um Flüsse schiffbar zu machen, werden häufig Seitenarmen abgeschnitten. Das führt zum Verlust von Wasseradern, die den Hauptstrom des Flusses versorgen. Diese abgeschnittenen Wasserquellen vertrocknen meist, wodurch viele aquatische Organismen ihren Lebensraum verlieren und die Wassermenge, die der Fluss dem Meer zuführt, abnimmt.

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