Wanderhindernisse

Wanderfische stoßen auf ihrer Reise vom Fluss ins Meer und zurück auf viele Hindernisse. Dazu gehören natürliche Herausforderungen wie Fressfeinde oder der Wechsel des Salzgehalts. Insbesondere menschliche Barrieren führen aber dazu, dass die Wanderung vieler Arten behindert ist. Lösungsansätze wie Fischauf- und abstiegsanlagen können dazu beitragen, diese Arten zu schützen.

Menschliche Bauwerke wie Staudämme oder Wehre blockieren den Wanderweg vieler Organismen und verhindern so deren Vermehrung. | Foto: 123rf

Was erschwert die Reise der Wanderfische?

Wenn Aale, Lachse, Störe und andere Wanderfische die Flüsse auf ihrem Weg zum Meer und zurück durchschwimmen, müssen sie sich vielen natürlichen Gefahren stellen. Fressfeinde mit verschiedenen Jagdstrategien lauern in den Flussabschnitten, die sie durchwandern. Außerdem treffen die Fische auf ihrer Wanderung auf unterschiedliche Umweltbedingungen: Der Sauerstoffgehalt und die Temperaturen des Wassers können sich im Verlauf eines Flusses immer wieder ändern. An diese natürlichen Schwankungen müssen sich die Wanderfische ständig anpassen. Eine besondere Herausforderung erwartet die Wanderfische im Mündungsbereich - dort wo der Fluss in das Meer übergeht - denn hier verändert sich der Salzgehalt des Wassers.

Neben diesen natürlichen Herausforderungen ist es vor allem der Mensch, der den Fischen die Wanderung erschwert. Denn viele Veränderungen der Gewässer gehen auf ihre vielfältige Nutzung durch den Menschen zurück. Die Flussufer sind bevorzugte Siedlungsgebiete, da die Böden hier nährstoffreich und ergiebig für die Landwirtschaft sind. Außerdem dienen die Flüsse der Nahrungsbeschaffung durch Fischerei, der Trinkwasserversorgung, dem Transport von Gütern oder der Erzeugung von Energie. Zu diesem Zweck hat der Mensch die Flüsse begradigt und Wehre, Deiche und Buhnen gebaut. Das hat dazu geführt, dass es in Deutschland kaum noch naturbelassene Flüsse gibt. Diese Veränderungen haben einen starken Einfluss auf die Wanderfische, die darauf angewiesen sind, dass alle Bereiche des Flusses intakt sind und sie ihre Reise zum Meer ungestört fortführen können - ebenso wie ihren Rückweg flussaufwärts.

Welche Folgen hat die menschliche Nutzung auf die Wanderung?

Wanderfische sind im Laufe ihres Lebens darauf angewiesen, zwischen Meer und Fluss zu wechseln. Diese Route ist häufig durch Wehre und Dämme versperrt, die in Flüssen für die Erzeugung von Energie oder die Stauung von Wasser genutzt werden. Diese Bauwerke verhindern oder verzögern die stromaufwärtsgerichtete Wanderung, sodass Wanderfische wie der Stör nicht mehr zu ihren Laichplätzen gelangen und der Aal seinen Futtergrund nicht mehr erreicht. Aber auch für stromabwärtswandernde Fische, die das Wehr hinab gleiten, besteht Gefahr: Sie geraten im Unterwasser des Wehres in einen Sog, der sie in die Turbinen ziehen kann, wodurch die Fische verletzt werden. Die Behinderung der Wanderung in beide Richtungen hat zur Folge, dass die Zahl der Wanderfische immer weiter abnimmt.

Stausee

Stausee | Foto: Sabine-Susann Singler / pixelio.de

Wehre und Dämme unterbrechen aber nicht nur die Wanderung der Wasserbewohner - sie behindern auch den Strom des Flusses und sorgen dadurch für veränderte Umweltbedingungen. Oberhalb von Wehren und Dämmen verlangsamt sich die Strömung und es bildet sich ein stehendes Gewässer. Dadurch sinken Schwebstoffe, die der Fluss mit sich führt, zu Boden, sodass dicke Schlamm- und Sandablagerungen entstehen. In tiefen Stauseen kann das dazu führen, dass der Sauerstoff in Bodennähe knapp wird und Tiere hier nicht mehr überleben können. Außerdem steigt die Wassertemperatur durch die große Oberfläche der Stauseen an. Diese Veränderungen führen dazu, dass Fische und andere Lebewesen, die an ein Leben im Fluss angepasst sind, in Staubereichen nicht überleben können. Da viele Flussbewohner ihre Eier in schnell strömenden, kühleren Bereichen des Flusses ablegen, gehen außerdem zahlreiche Laichgebiete in den langsam strömenden Stauseen verloren.

Neben den räumlichen Barrieren ist die Wanderung vieler Fischarten auch durch die Wasserverschmutzung beeinträchtigt. Wanderfische müssen auf ihrer Reise durch Flussabschnitte schwimmen, in denen das Abwasser aus Kläranlagen eingeleitet wird oder viele Abfälle treiben. Viele Bestandteile des Abfalls und Schadstoffe im Abwasser verursachen Stressreaktionen bei den Fischen, die während ihrer langen Reise ohnehin sehr viel Energie verbrauchen.

Wie können Wanderfische geschützt werden?

Damit die Wanderung der Fische nicht auch in Zukunft durch menschliche Einflüsse behindert wird und sich die Populationen der Arten erholen können, wurden Ansätze entwickelt:

FischtreppeFischtreppe | Foto: 123rf

Einer dieser Lösungsansätze sieht vor, den Fischen trotz der Verbauung der Flüsse eine Wanderung durch die Gewässer zu ermöglichen. Spezielle Wanderhilfen sollen dafür sorgen, dass alle Wasserbewohner Hindernisse wie Wehre und Dämme überwinden können, ohne sich zu verletzen. Hierbei nutzen die Wanderfische auf ihrer Reise flussabwärts Abstiegsanlagen, die im Bereich der Wehre gebaut werden und verhindern sollen, dass die Fische beim Sturz über die Wehrkante in die Turbinen geraten. Auf ihrem Rückweg flussaufwärts dienen sogenannte Fischtreppen dem Aufstieg. Diese Anlagen müssen jedoch für die verschiedenen Fischarten geeignet sein: Große Fische wie der Stör sind auf größere Aufstiegsanlagen angewiesen als kleinere Arten. Außerdem müssen die Wanderhilfen gut durchströmt sein, damit die Fische, die sich beim Schwimmen an der Strömung orientieren, den Eingang der Anlagen finden können.

Haben die Wanderfische die Hindernisse überwunden, machen sie sich im Fluss oder Meer auf die Suche nach geeigneten Laichgebieten oder Nahrungsplätzen. Um Wanderfische langfristig vor dem Aussterben zu schützen, müssen diese Regionen vor Verschmutzung durch Abwasser und Abfälle sowie dem Verbau geschützt oder wiederhergestellt werden.

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