Renaturierung

Viele Fließgewässerabschnitte sind durch menschliche EIngriffe stark verändert. Begradigte Flüsse, Querbauwerke und die Befestigung von Ufern habe negative Auswirkungen auf das Ökosystem und seine Bewohner. Durch Renaturierungsmaßnahmen können diese Eingriffe rückgängig gemacht werden und naturnahe Gewässerabschnitte wiederhergestellt werden.

Naturnahe Flussabschnitte bieten einen Lebensraum für viele Wasserorganismen | Foto: Pixabay

Was bedeutet Renaturierung?

Die meisten Fließgewässer sind heute stark verbaut und weisen nur noch wenige naturbelassene Abschnitte auf. Begradigte Ufer, Buhnen und Deiche säumen die Flusslandschaft und sorgen dafür, dass große Frachter auf den Wasserrinnen fahren können und die Bevölkerung vor Hochwasser geschützt ist.

Das Ökosystem Fluss verliert dadurch an Vielfalt - wird aber für den Menschen optimiert.

Um der zunehmenden Bebauung entgegenzuwirken und menschliche Eingriffe in das Flusssystem zu reduzieren, werden viele Flüsse in Mitteleuropa seit den 1980er Jahren renaturiert. Darunter versteht man die Wiederherstellung von Lebensräumen, um monotone Landschaften in lebendige Biotope umzuwandeln.

Wie funktioniert Renaturierung?

Maßnahmen zur Renaturierung können an verschiedenen Abschnitten eines Fließgewässers umgesetzt werden.

Tagliamento

Mäander am Tagliamento | Foto: Sukhodolov

Ein Bestandteil der Renaturierung ist die Umwandlung begradigter Strecken in schlaufenförmige und kurvenreiche Abschnitte, sogenannte Mäander. Durch diese Maßnahmen verlangsamt sich die Strömungsgeschwindigkeit, weil das Wasser in den Kurven ausgebremst wird. Die abnehmende Fließgeschwindigkeit sorgt dafür, dass sich Sedimente ablagern und der Fluss an Tiefe verliert.

Eine andere Methode der Renaturierung ist die Umgestaltung der Uferbereiche. Hierbei werden Uferbefestigungen beseitigt oder stellenweise geöffnet und dadurch abwechslungsreiche Randzonen geschaffen. Abgeflachte Ufer, die zeitweise überflutet werden, wechseln sich mit Steilufern ab. Es entsteht eine naturnahe, lebendige Landschaft.

Flussaue der Donau

Flussaue der Donau | Foto:Pixabay

Auen sind natürliche Überschwemmungsbereiche eines Flusssystems, in die das Flusswasser bei steigendem Wasserspiegel dringt. Durch die Eindeichung der Flüsse gehen diese Gebiete verloren, können aber wiederhergestellt werden, indem Seitendämme verlegt oder „eingestochen“ werden und dadurch das Wasser vordringen lassen.

 

Wozu brauchen wir diese Maßnahmen?

Ein renaturierter Fluss sieht nicht nur vielfältiger und lebendiger aus, sondern bietet tatsächlich vielen Lebewesen einen Rückzugsraum. Wiederhergestellte Seitenarme eines Flusses werden von vielen Amphibien- und Fischarten als Laichplätze genutzt. Auch der Stör legt seine Eier am liebsten in die umströmten Kiesplätze der Seitenarme ab. Damit Vorhaben zum Schutz aquatischer Arten wie dem Stör funktionieren, ist die Renaturierung oft zwingend nötig. Der Stör, der über Besatzmaßnahmen in sein natürliches Einzugsgebiet wiederangesiedelt werden soll, kann sich langfristig nur selbst erhalten, wenn sein Lebensraum wiederhergestellt wird.

Aber nicht nur Arten, die unmittelbar im Flusswasser leben, profitieren von der Renaturierung: Vögel und Insekten finden ausgezeichnete Brutplätze an Steilufern und in naturnahen Gewässerrandstreifen.

Diese Gewässerrandstreifen mit Röhrichten, Hochstauden und Gehölzen haben noch einen zweiten Vorteil für die Natur: Schadstoffe aus der Industrie, Landwirtschaft und den Städten werden über die Wurzeln der Pflanzen aufgenommen und gelangen nicht ins Wasser, wo sie sich über die Nahrungskette ausbreiten und vielen Organismen schaden würden.

Nicht zuletzt profitiert der Mensch selbst von der Renaturierung der Flüsse. Vorhaben wie die Deichrückverlegung an der Elbe oder die Uferentsicherung am Rhein schaffen natürliche Überflutungsflächen, in denen das Flusswasser bei steigendem Wasserspiegel ausweichen kann. Gleiches bewirkt auch der Anschluss von Altarmen. In diesen natürlichen Hochwasserschutzmaßnahmen finden viele Tiere und Pflanzen gleichzeitig einen geeigneten Lebensraum.

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