Was leistet die Landwirtschaft?
Die frühen Menschen waren Nomaden: Sie hatten keinen festen Wohnsitz und lebten vom Jagen und Sammeln. Erst als vor etwa 12 000 Jahren die letzte Eiszeit endete und die Bevölkerung anstieg, entschlossen sich unsere Vorfahren in Amerika, China und dem Nahen Osten nahezu gleichzeitig für ein sesshaftes Leben. Dieser Wandel machte den Anbau von Pflanzen möglich. Mit den Pflanzen konnten unter anderem Tiere gefüttert werden, die Milch und Eier produzierten oder zu Fleisch verarbeitet werden sollten. Das war der Beginn des Ackerbaus und der Nutztierhaltung, die heute unter dem Begriff „Landwirtschaft“ zusammengefasst werden.
Die Methoden der Landwirtschaft haben sich während dieser Zeit immer wieder verändert: Schon vor etwa 5 000 Jahren wurden Pflüge eingesetzt, um den Ackerboden aufzulockern und anschließend die Saat darauf zu verteilen. Diese Pflüge wurden anfangs von Ochsen gezogen, die ab dem 8. Jahrhundert von leistungsfähigeren Pferden ersetzt wurden. Heute werden in der Landwirtschaft viele Maschinen eingesetzt, die dem Menschen die Arbeit erleichtern. Außerdem sorgen Bewässerungsanlagen für eine großflächige Bewässerung der Ackerflächen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger dafür, dass die pflanzlichen Erträge gesteigert werden. Schädlingsbekämpfungsmittel, die auch Pestizide genannt werden, schützen Pflanzen vor Unkraut und Schädlingen. Dünger sorgen für ein starkes Wachstum der Pflanzen.
Die weltweite Bevölkerung steigt und mit ihr wird insbesondere die Nachfrage nach Fleischprodukten immer größer: In den letzten 50 Jahren ist der weltweite Fleischverbrauch jedes Einzelnen um das 1,5-fache angewachsen. Um diese Nachfrage zu stillen, nimmt auch der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln immer weiter zu.
Monokultur | Foto: Pixabay
Warum hat die Landwirtschaft schädliche Auswirkungen auf unsere Umwelt?
Für den Anbau von Pflanzen und die Haltung von Nutztieren werden große Flächen benötigt. Im Jahr 2015 wurde insgesamt mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands für die Landwirtschaft genutzt. Im Vergleich machte Seen, Flüsse und Kanäle gerade mal 2,4% unserer Flächen aus. Die Ausweitung der landwirtschaftlich genutzten Flächen stellt unsere Umwelt vor einige Probleme: Denn auf Ackerböden wächst zumindest zeitweise nur eine einzige Pflanzenart, was zu einem Verlust der Artenvielfalt im Vergleich zu naturbelassenen Flächen führt.
Ein weiteres Problem entsteht dadurch, dass die Landwirtschaft für die Bewässerung der Ackerflächen große Mengen Wasser benötigt. Dieses Wasser wird den Flüssen entnommen, die in regenarmen Regionen teilweise austrocknen, wenn ihnen große Wassermengen entnommen werden.
Zusätzlich werden unsere Flüsse durch Schadstoffe und hohe Nährstoffkonzentrationen belastet. Hierfür ist hauptsächlich der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in der Landwirtschaft verantwortlich: Pestizide gelangen mit dem Regenwasser in den Boden, wo sie teilweise über die Wurzeln der Pflanzen aufgenommen werden. Der Rest versickert mit dem Regenwasser in das Grundwasser und die Flüsse. Hier richten die Pestizide großen Schaden für die Wasserbewohner an, die sie aufnehmen. Da viele Pestizide sehr stabil sind, reichern sie sich oft über die Nahrungskette an und stören die Fortpflanzung vieler Tiere oder führen zu Stressreaktionen: Von der Insektenlarve, über Amphibien, bis zu den Fischen und Wasservögeln, die die vergifteten Tiere fressen. Am Ende landet die schädliche Chemikalie sogar häufig auf unserem eigenen Teller.
Neben den Pestiziden führen Düngemittel zu massiven Problemen in den Gewässern. Zu diesen zählen auch die Ausscheidungsprodukte der Nutztiere – die sogenannte Gülle. Durch sie gelangen Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor in die Gewässer. In großen Mengen führen diese Nährstoffe dazu, dass die Pflanzenproduktion in den Gewässern stark ansteigt. Das kann zu Sauerstoffmangel durch Abbauprozesse führen, die Fischsterben verursachen, massives Bakterienwachstum begünstigt oder sogar die Bildung von Wasserpilzen fördert.
Bewässerungsanlage | Foto: Pixabay
Was können Landwirte zum Gewässerschutz beitragen?
Die Bewässerung von Ackerflächen stellt Mensch und Umwelt vor allem in regenarmen Regionen auf die Probe. Die Entnahme von Süßwasser aus den Flüssen ist häufig größer als der Nachschub von Regenwasser. Zusätzlich gehen oft mehr als 25% der Wasservorräte über Verdunstung und Versickerung verloren, wenn das Wasser mithilfe von Bewässerungsanlagen über weite Strecken transportiert wird. Das könnte durch den Einsatz von geschlossenen Röhren vermieden werden.
Um die schädlichen Auswirkungen von Pestiziden und Düngemitteln auf die Wasserbewohner zu vermeiden, ist ein verantwortungsvoller Umgang damit nötig. Dazu gehört die Einhaltung der Sperrzeiten für die Düngeausfuhr: Insbesondere im Winter und Herbst soll der Einsatz von Düngemitteln eingedämmt werden, da die Böden in dieser Jahreszeit kaum bepflanzt werden. Dieser Lösungsansatz stößt aber immer wieder auf lokale Widerstände der Landwirte, die sich um ihre Erträge sorgen.
Außerdem können breite Schutzzonen zwischen Ackerflächen und Gewässern helfen, die Einträge zu reduzieren. Solche Schutzzonen werden „Gewässerrandstreifen“ genannt und weisen Uferpflanzen auf, die Schadstoffe aus der Landwirtschaft wie ein Filter aufnehmen und abbauen. Gleichzeitig bieten sie vielen Tieren Unterschlupf und werden häufig als Laichplätze von vielen Fischen und Amphibien genutzt.