Fischfang

Die industriellen Methoden der Fischerei haben zu einer weltweiten Überfischung der Meere geführt und bedrohen die biologische Vielfalt, nicht zuletzt deshalb, weil sich häufig Tiere wie Delfine und Schildkröten in den Fischernetzen verfangen. Um die negativen Auswirkungen der Fischerei zu verringern, wird an neuen Fangmethoden und Fangquoten gearbeitet.

Um den großen Bedarf an Fisch zu stillen, setzt die industrielle Fischerei große Schiffe, riesige Netze und kilometerlange Angelhaken ein. |Foto: Pixabay

Wie gelangt der Fisch auf unsere Teller?

Die Fischerei spielte schon lange bevor sich der Mensch Nutztiere hielt eine wichtige Rolle. Unsere Vorfahren machten mit prähistorischen Werkzeugen wie Angeln, Körben und Wurfnetzen Jagd auf Fisch. Das diente zum einen ihrer Eigenversorgung, zum anderen verdienten sich die Fischer nach der Errichtung erster menschlicher Siedlungen mit ihrer Beute den Lebensunterhalt. Erst in den letzten hundert Jahren haben sich diese Fangmethoden stark verändert und wurden durch die industrielle Fischerei abgelöst: Heute werfen große Schiffe auf unseren Meeren ihre weiten Netze und kilometerlangen Leinen und stellen so für Milliarden Menschen weltweit die Versorgung mit dem Proteinlieferanten Fisch sicher. Allein im Jahr 2004 konnten 121 Millionen Tonnen Fisch gefangen werden. Fünfzig Jahre zuvor lag die Fangmenge noch bei etwa 38 Millionen Tonnen – eine Zunahme um mehr als zwei Drittel.

Der Fisch, den wir essen, stammt jedoch nicht immer aus den Meeren oder Flüssen, sondern wird häufig in sogenannten Aquakulturen gezüchtet. Dabei handelt es sich entweder um geschlossene Kreislaufsysteme oder fließende oder stehende Gewässer unter freiem Himmel, in denen der Fisch aufgezogen und zum Verkauf angeboten wird, sobald er eine gewisse Körpergröße erreicht hat.

Warum sind die Fischbestände in unseren Meeren bedroht?

Lange Zeit galt der Reichtum der Meere und damit auch die Fischbestände als unendliche Ressource, die nicht übernutzt werden konnte. Heute steigt der weltweite Bedarf an Fisch -nicht nur durch die Bevölkerung sondern auch von Seiten der Futtermittelherstellung für die Tierzucht. Wir müssen erkennen, dass die schonungslose Ausbeutung unserer Meere Auswirkungen hat: Die Fischerei gilt mittlerweile als wichtigster Einflussfaktor für den Zustand unserer Meere und seiner Bewohner.

Insbesondere seltene Arten, die an spezifische Lebensräume angepasst sind, haben aufgrund der industriellen Fischerei nur geringe Chancen zu überleben. Ihre Rückzugsgebiete werden häufig durch lange Schleppnetze mechanisch zerstört oder aufgrund der hohen Schadstoffausstöße der großen Schiffe verunreinigt. Auch langlebige Fische, wie der Stör, sind von der industriellen Fischerei besonders betroffen. Denn der Stör, der erst spät seine Geschlechtsreife erreicht, lebt oft nicht lang genug, um Nachkommen zu zeugen. Die Belastung der Lebensräume sowie der massenhafte Fang von Fischen haben dazu geführt, dass unsere Meere heute überfischt sind. Die Bestände vieler Fischarten, die bei uns auf dem Tisch landen, liegen außerhalb sicherer biologischer Grenzen. Mehr als die Hälfte der weltweiten Fischbestände ist bedroht.

Der Fang mit den Netzen und beköderten Haken verursacht noch ein weiteres Problem: Es werden nicht nur die Fische gefangen, die verkauft werden sollen. Auch andere Wassertiere wie Meeresschildkröten, Delfine und Wasservögel geraten in die Netze und an die Haken – als sogenannter Beifang. Weil diese Tiere selten lebend befreit werden, bevor sie selbst verenden, sorgt die industrielle Fischerei nicht nur für einen Rückgang des Fischbestandes, sondern verursacht einen Verlust der aquatischen Artenvielfalt.

Können wir Fisch essen, ohne die Artenvielfalt weiter zu reduzieren?

Damit sich die Fischbestände erholen, sind für verschiedene Arten unterschiedliche Maßnahmen nötig. Mithilfe von Fangquoten soll sichergestellt werden, dass besonders bedrohte Fischarten nur in festgelegter Menge gefischt werden. Meeresschutzzonen sollen den Fischen einen sicheren Rückzugsort bieten, an denen seltene Arten Futterstellen oder Laichplätze aufsuchen oder an denen eine hohe Biodiversität herrscht. Das weltweit größte Meeresschutzgebiet soll im Rossmeer der Antarktis errichtet werden und insgesamt eine Fläche so groß wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen umfassen. Im größten Teil dieser Schutzzone soll jegliche Fischerei verboten werden.

Auch die Aquakultur kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, der Überfischung unserer Meere entgegenzuwirken. Sie deckt heute einen großen Teil unseres Fischbedarfs. Allerdings wird für die Aufzucht von Raubfischen in der Aquakultur oft Nahrung aus Wildfischen hergestellt und das Abwasser der Anlagen belastet häufig die Umwelt. Deshalb gelten viele Zuchtanlagen noch immer nicht als nachhaltig. Um sicherzugehen, dass Fische in nachhaltigen Aquakulturanlagen aufgezogen wurde, können Fischratgeber wie der des WWF oder von Greenpeace zu Rate gezogen werden. Auch die Zertifizierung von Fischprodukten mit Öko-Siegeln, verrät Konsumenten, ob ihr Produkt aus nachhaltigem Wildfang oder Aquakultur stammt.

Um die Auswirkungen des Beifangs in Zukunft zu reduzieren, wird nicht nur der Einsatz von Schleppnetzen und kilometerlangen Angelleinen stärker kontrolliert. Fischer und Naturschützer lassen sich außerdem neue Fangmethoden und Tricks einfallen. Einer dieser Tricks stellt das Netz mit "Piepton" dar. Hierbei wird das Fischernetz mit einem Sender bestückt, der einen unangenehmen Ton abgibt. Dieser Ton verschreckt Meeressäuger, die ein sehr gutes Gehör haben, lässt die Fische aber weiterhin ins Netz gehen. Eine andere Idee zur Vermeidung von Beifang besteht darin, die Netze mit schweren gewichten zu versehen, damit diese schneller sinken. So soll verhindert werden, dass sich Vögel auf der Wasseroberfläche in den Netzen verfangen. Auch zur Vermeidung des Beifangs von Stören wurden Netze so verändert, dass die am Boden schwimmenden Störe sie passieren konnten, die Zielarten Zander und Barsch aber weiter gefangen werden.

Diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass die Fischbestände und die Artenvielfalt nicht weiter reduziert werden, ohne dass der Mensch ganz auf Fisch verzichten muss.

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